Wie GEHALTSVORSTELLUNGEN in Bewerbungen formulieren

von Norbert Abraham

Wie Gehaltsvorstellungen formulieren. Nein Danke! Warum Sie den Wunsch der Unternehmen Ihre Gehaltserwartungen zu nennen, einfach ignorieren sollten.

Wenn Sie irgendeinen Job suchen und es Ihnen egal ist, ob Sie wenig oder angemessen verdienen, dann ist es nicht der Mühe wert, diesen Artikel zu lesen. Wenn Sie einen guten Job bei einem Top Unternehmen suchen, weil Sie etwas zu bieten haben, dann formulieren Sie bitte auf keinen Fall Ihre Gehaltsvorstellungen.

Alle Personaler möchten gern den Vorteil ausnutzen, Sie dazu zu bringen, Ihren „Preis“ zu nennen. Auf allen Märkten der Welt können Sie beobachten, dass derjenige, der den Preis zuerst nennt, immer einen Nachteil hat: er kann in beide Richtungen falsch liegen. Also tun Sie es nicht, nennen Sie keinen Preis! Falls Sie gezwungen werden, geben Sie bitte eine sehr große Bandbreite an.

Dazu angehalten zu werden, als erster den „Preis“ zu nennen ist im Bewerbungsprozess nicht nur unfair und unethisch, weil es die offensichtliche Verhandlungsmacht des Arbeitgebers ausnutzt, es ist – wenn Sie der Aufforderung nachkommen – auch ein deutliches Zeichen Ihrer offensichtlich geringen Verhandlungskompetenz.

Ja, wenn Sie auf den ausdrücklichen Wunsch in der Stellenanzeige keine Gehaltsvorstellung formulieren, dann könnte eine Absage kommen. Wir raten Ihnen ausdrücklich, dieses Risiko zu akzeptieren. Wenn Sie dem Arbeitsmarkt etwas zu bieten haben, dann um so mehr. Unternehmen, die heute noch glauben, dass die Bewerber Bittsteller sind, haben sowieso ihre beste Zeit längst gesehen. Es ist einfach die Bequemlichkeit unsensibler Personaler, Bewerber wie sortierbares Schüttgut zu behandeln. In der heutigen Einstellungsrealität setzen sich exzellente Bewerber auch mit den höchsten Vergütungen durch.

Wenn Sie Ihrem neuen Chef auf Augenhöhe begegnen wollen, dann sorgen Sie bitte dafür, dass Sie die unsensiblen Personaler – die sich der Unfairness oft gar nicht bewusst sind – hart aber fair ausbremsen.

Dazu gibt es zwei einfache Techniken: Auf die Frage nach Ihren aktuellen Bezügen drehen Sie den Spieß einfach um: „Ich kann Ihnen das leider nicht sagen, denn ich bin aus meinem alten Beschäftigungsverhältnis vertraglich gebunden, auch nach meinem Austritt keinerlei Informationen zu Vergütungsthemen preiszugeben.“

Auf die Frage nach Ihren Vergütungserwartungen, gehen Sie in die Offensive:
„Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sie zum Thema Vergütung die Kindersendung WÜNSCH DIR WAS einschalten. Sie werden sich – wie alle erfolgreichen Unternehmen – mit der Vergütung Ihrer Mitarbeiter sehr intensiv auseinandergesetzt haben.

Und Sie werden interessiere Bewerber sehr wahrscheinlich mit einer treffgenauen Argumentation zu den einzelnen Bestandteilen Ihrer Vergütungspakete und Ihrer Karrierepfade überzeugen. Das möchte ich mir sehr gern zunächst anhören und mir dann Gedanken machen, wo ich mich dann einordnen möchte.“

Falls der unsensible Personaler weiter auf seinem Wunsch beharrt, empfehle ich, die Offensive zu verstärken: „Damit ich mir vor der Sendung WÜNSCH DIR WAS ein realistisches Bild Ihrer Vergütungsangebote machen kann, und meinerseits einen Blick in die gelebte Realität Ihres Unternehmens bekomme, möchte ich ganz herzlich bitten, mir zu erklären, wie sich die Vergütungen von drei vergleichbaren Mitarbeitern entwickelt haben, die Sie in den vergangenen zwei bis drei Jahren eingestellt haben. “ Spätestens in diesem Moment sollte der unsensible Personaler bemerkt haben, dass Sie nicht nur ein hervorragender Kandidat sind, sondern dass Sie auch verhandeln können.

Falls der unsensible Personaler nicht einlenkt, empfehle ich, das Gespräch höflich zu beenden. Das Unternehmen ist nicht auf der Höhe der Zeit und es scheidet damit als Ihr nächster Arbeitgeber aus.

Und falls Sie Ihre Bewerbung in einer Bewerber Management Software auf der Home Page des Unternehmens eintragen müssen und Sie dabei gezwungen werden, einen Betrag einzutragen, tragen Sie entweder € 1 oder € 999.999 ein. Der unsensible Personaler wird sich dann schon melden.