LEBENSLAUF mit Wirkverstärker

von Norbert Abraham

Lebenslauf mit Wirkverstärker: Eine Bewerbung ist eine "Marketing Broschüre in eigener Sache". Sie teilt damit das Schicksal der allermeisten Werbematerialien: Ob Präsentation, Prospekt oder Flyer. Sie werden fast immer ignoriert oder bestenfalls in Sekunden vergessen. Nur wenige haben Wirkung.

Wir sehen bei norbert-abraham.de und carmen-abraham.de täglich sehr viele CVs, aber nur sehr wenige sind formal wirklich gut! Was zeichnet ihn aus, den wirksamen Lebenslauf?

Ein wirksamer CV ist der Showcase Ihrer persönlichen Marke, ein Abbild Ihrer Professionalität und - ganz besonders wichtig - er beschreibt den Wert oder Nutzen, den Sie für einen neuen Arbeitgeber haben.

Ein wirkungsloser CV ist eine langweilige, chronologische Auflistung der Qualifikationen, der beruflichen Stationen und der funktionalen Zuständigkeiten, die es dem Leser unnötig schwer macht, das heraus zu lesen oder hinein zu interpretieren, was er nach seiner Checkliste gern sehen möchte.

Bevor wir auf dieses magische Format, diese Broschüre der Erfolge, näher eingehen, gestatten Sie uns bitte einen Blick auf den Sinn und Zweck des Lebenslaufes.

Mit den Augen des Lesers

Aus dem Blickwinkel des Karrieresuchenden gibt es nur einen einzigen Sinn und Zweck, die Einladung zu einem Interviewtermin zu bekommen. Erst das Interview und die daraus folgenden weiteren Gespräche oder Tests führen zu einer Einstellung.

Diesen ersten Termin werden Sie nur dann bekommen, wenn Sie wissen, was der Suchende tatsächlich benötigt, wenn Sie einen Nutzen stiften können, so wie er ihn sucht, wenn Sie seine Checkliste kennen, die er während des Einstellungsprozesses abhaken möchte, wenn Sie es dem Suchenden leicht machen, sich mit seinen Suchbegriffen in Ihrem Lebenslauf zurechtzufinden.

Um irgendein Produkt erfolgreich zu vermarkten, müssen Sie dessen einzigartige Qualitäten und Vorzüge kennen, Sie müssen die Erwartungen und Bedürfnisse des Käufers kennen und Sie müssen in der Lage sein, die Qualitäten des Produktes als Erfüllung der Erwartungen des Käufers darzustellen.

Nur wenn Sie sich in den Leser Ihres Lebenslaufes versetzen, wenn Sie seine Wahrnehmung zum Maßstab machen, wenn Sie die Gedanken an Ihre eigene erlebte Realität zurückdrängen, wenn Sie im Empfängermodus denken und nicht im Sendermodus, wird Ihr Lebenslauf interessant.

Leicht lesbar und verständlich

Sie haben nur 25 Sekunden Zeit, um mit der ersten Seite Ihres Lebenslaufs einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Sie verzichten deshalb auf Tabellenlinien und Design-Schnick­schnack, sorgen für ein klares, konsistentes Schriftbild, verwenden ein professionelles, gewinnendes Foto, geben in der Kopfzeile ab der zweiten Seite Namen, Mobiltelefon und Email an und versenden den Lebenslauf immer als PDF.

Persönlich passender Umfang

Die weit verbreitete Meinung zum Umfang eines Lebenslaufes - „bitte nicht mehr als zwei Seiten" - ist eine Maxime der Personalbürokraten. Zwei Seiten lassen sich schnell sortieren und ordentlich abheften.

Sie schreiben Ihren Lebenslauf nicht für die Personalbürokaten und auch nicht für die "Lücken-im-Lebenslauf-Sucher", die herausfinden möchten, ob Sie in Sing Sing zu Besuch waren oder etwa in der Grundschule sitzen geblieben sind.

Ihr Lebenslauf ist die Broschüre über Sie selbst. Ihr persönlicher Fingerabdruck. Ihr Charakterbild und Ihre Arbeitsprobe. Ihre Standortbestimmung und das Manifest Ihres Anspruches an Ihr Berufsleben. Sie selbst entscheiden über die Länge Ihres Lebenslaufes, nicht die Bürokraten. Also: keine Langeweile, keine Informationen ohne Wert, keine Schreibfehler! Aufmerksamkeit und Spannung erzielen! Die persönliche Passform zur Aufgabe beschreiben!

CV must have's

Die erste Seite ist die Wichtigste. Sie entscheidet darüber, ob der Leser überhaupt weiter liest. Ein gewinnendes Foto und Ihre persönlichen Daten füllen das erste Drittel der Seite.

Ihr persönliches Profil füllt den Rest der Seite. Sie geben in wenigen Sätzen Auskunft über Ihre fachlichen Schwerpunkte, Ihre bisherigen Erfolge, Ihre beruflichen Kernthemen, Ihre Führungskompetenz und Ihre Charakterstärken.

Sichern Sie sich die Aufmerksamkeit des Lesers. Die erste Seite ist die elegante und souveräne Einleitung, die Ouvertüre, das Executive Summary und die perfekte Kurzpräsentation.

Einstellungsentscheidungen sind emotionale Entscheidungen, rationale Argumente zählen einfach weniger. (Fach-) Wissen ist heute grundsätzlich verfügbar, und es veraltet sehr schnell.

Persönlichkeit und Erfahrungen zählen. Wenn Sie Ihre Persönlichkeit glaubhaft darstellen können, Ihre Werte und Motive, Ihr persönliches Potenzial und Ihre Erwartungen an ein organisatorisches Miteinander präzise beschreiben können, dann machen Sie es dem Lesenden einfach, Sie zu beurteilen.

Ihr aktueller Arbeitgeber, Ihr aktueller Job folgt auf der nächsten Seite. Bitte beschreiben Sie Ihren Arbeitgeber, stellen Sie ihn vor. Manche werden ihn nicht, oder nur oberflächlich kennen und werden deshalb die Dimension Ihres aktuellen Jobs überhaupt nicht einordnen können. Wenige (kursive) differenzierende Sätze, ein Link zur Website, die Einordnung in Branchen-Rankings reichen aus.

Welche organisatorische Rolle nehmen Sie ein? An wen berichten Sie?

Welche Erfolge haben Sie erzielt? Abstrakt oder mit konkreten Zahlen. Denken Sie bei der Formulierung an die Erwartungen des Lesers. Ihre heutigen funktionalen Zuständigkeiten interessieren wenig. Was interessiert, ist die Frage, ob Sie beim neuen Unternehmen ähnliche, - oder besser noch - größere Erfolge erzielen werden. Überlegen Sie intensiv, wie sie die Glaubwürdigkeit Ihrer Erfolge und die Wahrscheinlichkeit erneuter Erfolge untermauern können. Denken Sie beispielsweise an CAR: Challenge, Action, Result.

Wie groß ist Ihr Verantwortungsbereich und welche tatsächliche Ergebnisverantwortung tragen Sie?

Wenn Sie fachliche Kenntnisse darstellen möchten, dann bitte richtig! Die Begriffe „Origination" oder "Risk Management" sind oft nur im Kontext der eigenen Organisation zu beschreiben. Ohne inhaltliche Beschreibung sind sie ohne Aussage. Seien Sie bitte präzise. Geschäftsentwicklung in welchen Märkten, mit welchen Kundengruppen, in welchen Größenklassen, wie im Markt eingebunden?

Portfoliosteuerung nach welchen Kennziffern, in welchen zeitlichen Dimensionen, mit welchen Informationsgehalten, für welche Gremien?

Im Prinzip verfassen Sie für jeden relevanten Arbeitgeber oder Job eine eigene Seite. Wenn die Jobs weit zurückliegen oder für die angestrebte Rolle von geringer Bedeutung sind, können die Informationen sehr stark gekürzt oder zu Gruppen zusammengefasst werden.

Wenn Sie viele Arbeitgeber gesehen haben, dann geben Sie dem Leser einen besonderen Halt: Sie gliedern Ihren CV in drei Teile. Zeiten der fachlichen Fundierung, Erste Führungsrollen, Aufgaben mit besonderer Verantwortung. Entkräften Sie den gefühlten „horror loyalis" der Bürokraten: „Viele Wechsel verkünden geringe Loyalität und hohe finanzielle Motivation."

Ihre akademische oder berufliche Ausbildung verdient eine eigen Seite, wenn es darauf ankommen kann. Wenn Sie zu den Besten Ihres Jahrganges zählen, dann machen Sie es bitte deutlich.

Wenn Sie ein Thema/ Fach besonders beherrschen, und Sie die Erwartungen der Leser damit treffen, dann gehört dies in Ihren CV.

Falls Sie im Ausland waren und daraus Erfahrungen und Kompetenzen erwachsen sind, ebenfalls.

Ihre schulische Bildung ist Ihnen eine Zeile wert. Der Dienst für die Gesellschaft ebenfalls.

CV nice to have's

Falls Ihr Lebenslauf Anlass dazu gibt, sollten Sie, beispielsweise bei einem kurzfristigen Wechsel, Auskunft über Ihre Wechselmotive geben. Im Interview werden Sie sonst bestimmt danach gefragt. Wenn Sie ein Wechselmotiv nennen, dann immer positiv „hin zu" und niemals negativ „weg von".

Manchmal ist ein „Lessons-Learned-Absatz" sinnvoll, z.B. wenn Sie nach einer Auslandstätigkeit zurückkehren.

Unter der finalen Überschrift private Interessen öffnen sich gelegentlich Abgründe: fünf exotische und zeitintensive Hobbies gleichzeitig, sehr gefahrgeneigte Sportarten, Mitgliedschaften in Organisationen ohne Bezug zum CV, die eigenen Kinder werden zum Hobby erklärt.

Wenn Sie es in Ihrem CV bis zu dieser Stelle nicht geschafft haben, Ihre Persönlichkeit, Ihren Charakter und Ihren beruflichen Anspruch darzustellen, dann wird das mit einer letzten Zeile auch nichts mehr.

Wenn Sie einen Schlussakkord setzen möchten, im Sinne einer Aufforderung an den Leser zum Handeln, dann formulieren Sie Ihr persönliches Kernmotiv für einem Wechsel genau synchron mit den Erwartungen des Lesers.

CV add on's

Track Records, Arbeitsbeispiele, Referenzen und Testimonials sind ebenfalls sinnvoll, wenn es darauf ankommen kann.

Seminare und berufliche Fortbildungen nehmen Sie bitte nur dann auf, wenn diese eine echte Relevanz haben. Langweilige Listen unspektakulärer Tagesseminare differenzieren Sie nicht. Im Gegenteil: Wenn die Seminare prominenter dargestellt sind als die akademische Ausbildung dann stimmt etwas nicht.

Arbeitszeugnisse versenden Sie grundsätzlich erst dann, wenn Sie sicher sind, dass Sie zum engeren Kandidatenkreis zählen oder wenn Sie dazu vor einem Interview aufgefordert werden. Grundsätzlich verwenden Sie Zeugnisse nur dann, wenn diese eine positive Bewertung haben.

Stellen Sie sicher, dass die beruflichen Zeugnisse für den zukünftigen Leser positiv formuliert sind. Bieten Sie Ihrem Vorgesetzten initiativ an, das Zeugnis selber vorzuformulieren.

Seien Sie beim Wechsel absolut kompromisslos bei negativen Bewertungen Ihrer Vorgesetzen. Über 70% aller Zeugnisklagen werden zugunsten der Arbeitnehmer entschieden.

 

Wenn Sie sich die große Mühe gemacht haben und nun über eine tolle Frontseite, mehrere Jobseiten, eine Ausbildungsseite und einen substanziellen Track Record verfügen, dann erwarten Sie bitte nicht, dass dieser CV für mehrere Bewerbungen passen wird.

Ein wirksamer CV ist oft die Regieanweisung für ein gelungenes Interview. Wenn Sie sich bei der Planung Ihrer Karriere auf die Seite des Lesers begeben, dann wissen Sie, dass jeder Leser individuell „bedacht" werden will.