Karriereturbo durch positive Gelassenheit

von Norbert Abraham

Karriere ist immer eine Folge der Persönlichkeit. Viele sehr erfolgreiche Menschen haben nicht nur eine sehr ausgeprägte Persönlichkeit, sie verstehen es auch besonders gut, sich selber zu managen. Die moderne Management Literatur kann mit ihrer Fülle von eher handlungsorientierten Ratgebern nur wenig zu einer inneren Balance beitragen.

Die „Beschleunigung" ist allgegenwärtig. Die Halbwertzeit von Strategien und Konzepten verkürzt sich ebenso wie die Verweildauer der Top Manager in Ihren Verantwortungsbereichen. Wirklich erfolgreiche Menschen bewältigen die außerordentlichen Anforderungen ihrer Karriere oft mit innerer Ausgewogenheit und ruhiger Gelassenheit: mit zeitweiliger „Entschleunigung". Für den Weg zum erfolgreichen Selbstmanagement gibt es keine Patentrezepte, wohl aber eine Fülle von Anregungen, Techniken und Methoden sowie einige Grundregeln, an die man sich halten sollte:

Selbstverantwortung
Übernehmen Sie die Verantwortung für sich selbst! Sehen Sie Stress als Herausforderung, und bemitleiden Sie sich nicht in aller Stille. Betrachten Sie sich nicht als "Gefangener Ihres Schicksals". Bejahen Sie den Stress, denn Leben und Leistung sind ohne Stress nicht möglich. Flucht vor dem Stress ist keine Stressbewältigung, sondern führt eher zu neuem Stress. Akzeptieren Sie nicht widerstandslos Stresssituationen, sondern versuchen Sie, Dis-Stress aktiv umzugestalten. Der größte Teil der negativ empfunden Stresssituationen ist selbst verursacht. Akzeptieren Sie aber auch für bestimmte Zeitabschnitte den herausfordernden aktiven und kreativen Stress!

Selbstbestimmung
Realisieren Sie soweit wie möglich selbstbestimmte Ziele! Nehmen Sie nur Aufgaben an, die herausfordernd, befriedigend und für Sie selbst wertvoll sind, deren Erfüllung für Sie eine Selbstbestätigung darstellt. Trainieren Sie Ihre Fähigkeit zur Selbstmotivation, das heißt, bleiben Sie fähig, Ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle auszudrücken, ohne sich immer rechtfertigen zu müssen. Überprüfen Sie aber auch Ihre bisherigen Zielsetzungen. Übersteigerte Ansprüche und utopische Ziele sind ständige Quellen für Stressreaktionen. Versuchen Sie, Misserfolge, Krisen und Konflikte zur geistigen Neubesinnung zu nutzen. Die Erfüllung materieller Bedürfnisse sowie Anerkennung und Status können die eigene Selbstverwirklichung nicht ersetzen.

Bewusst handeln
Tun Sie das, was Sie tun, überzeugt! Leben Sie im Hier und Jetzt. Entwickeln Sie eine Sensibilität für den Augenblick. Trainieren Sie Ihre Wahrnehmungsfähigkeit. Genießen Sie Ihr Leben, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Wenn Sie "sündigen", dann überzeugt. Verteilen Sie Ihre Kraft auf verschiedene Lebensaktivitäten, nicht nur einseitig, zum Beispiel auf den Beruf. Handeln Sie bewusst im Beruf, in sozialen Aktivitäten, in der Freizeit, in Ihrer Familie. Leben Sie bewusst, lieben Sie bewusst, lernen Sie bewusst, lachen Sie bewusst, leiden Sie bewusst.

Positives Denken
Sehen Sie auch die guten Seiten! Sehen Sie an Krisen und negativen Ereignissen auch die positiven Seiten. Beunruhigen Sie sich nicht schon vorher über mögliche Stresssituationen, sondern stellen Sie bedrohlichen Ereignissen lohnende Ziele und positive Ereignisse gegenüber. Sehen Sie das Leben nicht als eine überwiegend ernste und schwere Sache an, sondern freuen Sie sich so oft wie möglich am Leben überhaupt. Lachen Sie auch einmal über sich selbst, und entwickeln Sie Sinn für Humor.

Bewusste Entspannung
durch Entspannungstechniken! Planen Sie Zeiten bewusster Entspannung ein, mindestens 15 Minuten täglich. Pausen, Mittagszeiten, Wochenenden, aber auch der Urlaub sollten "stressfreie" Zeiten sein. Sie sollten der "Problementfernung" dienen. Dies gelingt durch bewusste Entspannungsübungen, aber auch durch bewusste Freizeitgestaltung. Fitness, Sport, Kultur gehören ebenso dazu wie Hobbys. Wichtig ist, dass die aktiv oder passiv genutzte Freizeit Freude macht und zu einer "Umpolung" von Körper, Psyche und Geist führt.

Bewusste Anspannung
durch aktive Lebensführung! Der Entspannung steht die aktive Stressbewältigung gegenüber. Der körperliche Abbau des Affektstaus wird durch ein systematisches sportliches Training erreicht. Wählen Sie sich eine Sportart, die Ihnen Spaß macht, und machen Sie sich immer bewusst: Übersteigerte Leistungsansprüche können Dis-Stress erzeugen. Aktive Lebensführung heißt aber auch: Vermeidung körperlicher Risiken durch gesunde Ernährung, Reduktion des Rauchens, Einschränkung des Alkoholkonsums und des Medikamentenverbrauchs.

Positive Umwelt
Schaffen Sie sich eine stressfreie Umgebung‘ Die Auswirkungen einer durch Stress belasteten Umwelt hängen im Beruf wesentlich von den zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb einer Firma, vom praktizierten Führungsstil und vom Betriebsklima ab. Vergleichbares gilt auch für die Familie. Man kann zu einer positiveren Umwelt beitragen, indem man seinen Mitmenschen mehr Vertrauen und Sympathie entgegenbringt. Betrachten Sie Probleme im sozialen Bereich auch aus der Sicht der anderen. Hilfreich kann es sein, weniger zu reden, mehr zuzuhören, zu beobachten und andere Meinungen zu tolerieren. Es geht aber auch darum, in sozialen Beziehungen eigene Rechte und Bedürfnisse zu artikulieren und Zonen gegenseitigen Respekts zu vereinbaren. Bei der Auswahl von sozialen Kontakten sollte man vorsichtig vorgehen und Beziehungen herstellen, die stärkend und unschädlich sind.

Stressfreie Arbeitsorganisation
Agieren Sie, statt zu reagieren! Stress entsteht vor allem im reaktiven Zeitstress. Bewahren Sie sich eine gut ausgewogene und herausfordernde Arbeitsmenge. Wer dauernden Zeitdruck erfährt, sollte versuchen, aktiv zu planen, weniger wichtige Dinge zu delegieren und Zeitpuffer einzuplanen. Überlastungen und Krisen werden durch Zeiten des Aufatmens ausgeglichen. Ein voller Schreibtisch zeugt von schlechter Arbeitsorganisation und zwingt zum Weitergrübeln am Feierabend. Zeitpolster sind unbedingt notwendig, um auch wichtige Dinge in Ruhe erledigen zu können. Auch die Mitarbeiter können dazu beitragen, "störungsfreie" Zonen zu schaffen.

Distanz und Gelassenheit
Schaffen Sie sich Ruhe- und Rückzugszonen! Stress entsteht häufig deshalb, weil die notwendige Distanz zu Aufgaben, zu Menschen und zu sich selbst verloren geht. Man sollte den Mut finden, sich einmal in der Woche den Anforderungen aus Beruf, Familie und Freizeit zu entziehen. Die vielen unterschiedlichen Rollenerwartungen verhindern sonst die eigene Standortbestimmung. Selbstbesinnung und das Zurückfinden sich selbst sind notwendige Voraussetzungen zur Stressbewältigung.

Freude und Erfolgserlebnisse
Lernen Sie, sich wieder zu freuen Verschaffen Sie sich positive Erlebnisse und Freude. Viele haben verlernt, sich zu freuen und alltägliche Dinge zu genießen. Finden Sie Freude auch an einfachen Selbstverständlichkeiten. Es gibt viele Annehmlichkeiten des täglichen Lebens, über die man sich freuen sollte. Positive Erlebnisse erhöhen die Stresstoleranz.